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Du musst hart arbeiten, haben sie gesagt.

Ich habe gelernt, dass man vor allem dann SO RICHTIG (oder vielleicht auch nur dann) was wert ist, wenn man hart arbeitet, wenn man über seine Grenzen geht - immer - und immer schneller, besser und leistungsfähiger ist als andere.

Anerkennung durch Leistung

Ganz beseelt sitze ich einmal wieder nach einem gelungenen Workshop an meinem Esstisch - die Füße darauf und einen Kaffee in der Hand - und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Das ist eigentlich immer so. Ich bin etwas abgehetzt - aber nur deshalb, weil die Anspannung nun abfällt und mein Mund fühlt sich etwas fusselig an, weil ich viel geplappert habe. Jetzt komme ich ins Genießen und mich Freuen und auch das passiert dann meistens: Der Gedanke "Ach, schad. Hätte auch noch ein bisschen dauern dürfen." Ich hatte wieder so wunderschöne Begegnungen und Gespräche (die besten finden dann meist im Gehen, quasi zwischen Tür und Angel statt)und habe das Gefühl, meinen Zuhörer*innen etwas mitgegeben zu haben.

Einatmen - hach, wie schön! Ausatmen - so könnte jeder Tag sein und ich lächle...


BAAAM!


Da ist er. Mein alter Freund. Der kleine Antreiber "Du musst hart arbeiten" und sein Kumpel Glaubenssatz "Das ist doch keine Arbeit!". Die ganze große Freude gerät in einer Millisekunde ins Wanken - stell sich das mal einer vor.

Arbeit fühlt sich schwer an, haben sie gesagt. Sonst ist es keine richtige Arbeit.

Glücklicherweise habe ich den ganzen Vormittag über die inneren Stärken, Resilienz und Dinge wie Glaubenssätze gesprochen und ich verfalle vielleicht deshalb nicht direkt in Panik, sondern runzle die Stirn und frage "Was um Himmels Willen willst DU denn jetzt!?" Dann schauen wir doch mal, wie ich all das, was ich heute Vormittag erzählt habe, selbst umsetze.


By the way:

Wasser predigen und Wein trinken. Ja, das mach' ich manchmal. Beißt sich aber nicht, weil ich auch immer die Leichtigkeit "predige" und mitgeben möchte, dass wir alle Lehren, die wir mitnehmen und seien sie noch so bereichernd nie versuchen sollten, dogmatisch umzusetzen. Ein bisschen Luft zum Menschsein lassen...


Also gut.

Man identifizierte fünf hauptsächliche Antreiber, die uns in Stress versetzen. In Versagensangst:

- Sei schnell!

- Sei perfekt!

- Sei beliebt!

- Mach es allen recht!

- Streng dich an!


Ha! Da ist doch so ein Workshop ein wunderbarer Playground. Alle Antreiber vereint als meine Trainingsgeräte.

Sei schnell - langweile die Menschen nur ja nicht, die da vor dir sitzen, verplempere nicht ihre Zeit!

Sei perfekt! Sie erwarten was von dir!

Sei beliebt - gefallen muss ich sowieso - und wie!

Mach es allen recht! Liefere ab - jede Sekunde!

Streng dich an - genau! Wenn es sich leicht anfühlt, dann stimmt was nicht.


Und so hab' ich mich natürlich bereits die Tage vorher total verrückt gemacht, Merkzettel und Karten vorbereitet, weil ich ja sicher was vergesse. Ich bin die (schon seit Wochen fertige) Präsentation nochmal durchgegangen, weil "es sich noch nicht stimmig anfühlt!" und habe nochmal einiges komplett über den Haufen geworfen. Saß noch eine weitere Nacht da und - BLOSS keine freie Minute! Es muss sich RICHTIG nach Arbeit anfühlen!


Und wie ich hier sitze, rolle ich mit den Augen, schüttle dann langsam den Kopf (Ja, Jennie - NICHT STIMMIG - ähä, ist klar!) und es fällt mir wie Schuppen von den Augen:


Ich tu' jeden Tag, was ich liebe. Habe aus der heutigen Sicht für mich den absolut perfekten Job. Und was mach' ich? Ich sorge dafür, dass es sich nur ja nicht zu einfach anfühlt.


Glücklicherweise war ich auch in diesem Workshop wieder im Flow - kaum 10 Minuten hat es gedauert. Und vor lauter Begeisterung für mein Thema habe ich die im Schweiße meines Angesichts erstellten (und natürlich auch nochmal geänderten) Coaching-Karten, meinen heiligen Leitfaden ..... einfach vergessen.


Ab einem bestimmten Punkt habe ich es einfach genossen. Ich hatte Spaß, ich habe einfach getan, was ich kann und es hat mir gefallen. Ganz ohne dass es mich angestrengt hat. Es hat sich super leicht angefühlt. Und überhaupt nicht wie Arbeit.


Habe ich nicht gearbeitet?

Ich sag' mal so: Ich habe mein bestes gegeben. Ich habe geteilt, was ich selbst gelernt habe, um etwas Gutes in die Welt zu tragen. Ich bin heute Morgen einmal mehr aufgestanden mit dem Ziel, einen weiteren kleinen Beitrag zu leisten.


Wie definierst du Arbeit?


Etwas zu tun (im Idealfall etwas, das man kann und das man mag), für das man Geld bekommt. - Check.

Ich hab' also gearbeitet :-) Ich mache halt HEART WORK statt HARD WORK.


Was sind deine Antreiber? Was versetzt dich in Stress?


Stresst dich, wenn dir dein Chef noch mehr Unterlagen auf den Stapel im to-do-Körbchen legt? Wenn ein Treffen mit der buckligen Verwandtschaft bevorsteht, bei dem du dich sicher wieder xyz fühlst?

Wenn Besuch kommt und du dich umschaust in deiner ach so verdreckten Bude? Wenn du eigentlich noch kochen solltest, die Wäsche aber dringend erledigt werden sollte und "Oh je, schon so spät - die Kinder kommen ja schon gleich!" Oder beschäftigst du dich eher mit deinem ach so unperfekten Körper und den grauen Haaren, die ankündigen, dass das Leben jetzt ja eigentlich schon vorbei ist...?


Mache dir einmal bewusst, von wem und was DU dich stressen lässt. Erst dann ist es dir möglich, damit zu arbeiten.

Im zweiten Schritt erkenne an, dass kleiner Bruder Antreiber es keineswegs böse mit dir meint! Erkenne an, dass er dich schließlich nur beschützen möchte "Sei beliebt - dann bist du anerkannt und der Schutz der Gruppe und dein Überleben ist dir sicher!"

Kein Gefühl ist böse oder gut. Es ist einfach da.

Nun ist Raum für den dritten Schritt: Den Shift. Erlaube dir, unperfekt, nicht immer schnell oder beliebt zu sein und frage dich einmal, ob wirklich dein Überleben davon abhängt.


Manchmal hilft es auch, sich das absolute Worst-Case-Szenario auszumalen: Was passiert denn im allerschlimmsten Fall?


Und das ist meistens so absurd, dass du dir zumindest eine unterhaltsame Geschichte erzählen konntest oder

GAR NICHT SO SCHLIMM :-)


Ein Thema, an dem du arbeiten möchtest? Ich kenn' mich aus (lach).


Ich freue mich, von dir zu hören und wenn wir beide einmal gemeinsam hinschauen!





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